Wie der Sonntag heilig wurde.

Um das gespaltetene und unsinnige Verhältnis der Protestanten zum Sabbat zu betrachten, muss man heute nicht mehr weit gehen. Selbst Wikipedia gibt die Entwicklung sehr klar wieder. Die Sonntagsheiligung (Ersetzung des Sabbat mit dem Sonntag) ist eine der frühesten katholischen Dogmen. Protestantismus ist nur Katholizismus light. --------------------------------------------------------------------- Frühes Christentum Die frühen Judenchristen gedachten des Sabbats und hielten ihn als Ruhe- und Friedenstag ein. „8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 9 Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. 10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin und dein Vieh und dein Fremder in deinen Toren. 11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet und ihn geheiligt.“ – Exodus 20,8–11 EU Die Feier dieses Ruhe- und Gebetstags wurde von den Heidenchristen im Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi auf den Dies solis verlegt. Weil die Auferstehung nach den Evangelien am dritten Tage nach der Kreuzigung Christi, das heißt nach dem Sabbat, erfolgte, wurde ihrer von den Heidenchristen als „Tag des Herrn“ gedacht. Diese Bezeichnung lebt heute noch in vielen romanischen Sprachen als Bezeichnung des Sonntags fort: Das französische Dimanche, das italienische Domenica und das spanische Domingo leiten sich von Dies dominicus bzw. Dies dominica, der lateinischen Übersetzung des griechischen [hē] kyriake heméra, ab. Die Bedeutung des Sonntags wird bereits für den Beginn des 2. Jahrhunderts durch die Didache (Datierungen variieren zw. 80 und 180), später auch durch Plinius, den Barnabasbrief (um 100 in Alexandria), durch Ignatius von Antiochia (um 110 in Asien), durch Justin den Märtyrer und durch Irenäus von Lyon (um 180) bezeugt. „Wenn ihr aber am Herrentag zusammenkommt, dann brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ – Didache (zwischen 80 und 180) „Deshalb begehen wir auch den achten Tag [den Sonntag, den ersten Tag der neuen Woche] in Freude, an dem auch Jesus von den Toten auferstanden und, nachdem er sich geoffenbart hatte, in den Himmel aufgestiegen ist.“ – Barnabasbrief, Alexandria (um 100) „Sie pflegten sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln, Christus als ihrem Gott einen Wechselgesang zu singen […] Hernach seien sie auseinandergegangen und dann wieder zusammengekommen, um Speise zu sich zu nehmen […]“ – Plinius, Kleinasien (um 110) „An dem nach der Sonne benannten Tage findet die Zusammenkunft von allen, die in Städten oder auf dem Lande herum weilen, an einem gemeinsamen Ort statt. Es werden die Aufzeichnungen der Apostel und die Schriften der Propheten vorgelesen, soweit es die Zeit erlaubt. Wenn dann der Vorleser aufgehört hat, hält der Vorsteher eine Ansprache, in der er ermahnt und auffordert, diesen schönen Lehren und Beispielen nachzufolgen. Sodann stehen wir alle zusammen auf und schicken Gebete zum Himmel * für uns selbst […] und für alle anderen auf der ganzen Welt, auf daß wir würdig werden, […] auch in Werken als gute […] Menschen und als Beobachter der Gebote befunden zu werden, um so das ewige Heil zu erlangen. Nachdem wir die Gebete beendet haben, grüßen wir einander mit einem Kusse. Dann wird dem Vorsteher der Brüder Brot gebracht und ein Becher mit einer Mischung von Wasser und Wein. Dieser nimmt es, sendet durch den Namen des Sohnes und des Heiligen Geistes Lob und Preis zum Vater aller Dinge empor und verrichtet eine lange Danksagung dafür, daß wir dieser Gaben von ihm gewürdigt wurden. Ist er mit den Gebeten und der Danksagung zu Ende, stimmt das ganze anwesende Volk ein, indem es spricht: Amen. Nachdem der Vorsteher die Dankhandlung vollbracht und das ganze Volk eingestimmt hat, reichen die Diakone, wie sie bei uns heißen, jedem Anwesenden vom dankgesegneten Brot und vom mit Wasser vermischten Wein zum Genuß dar und bringen davon auch den Abwesenden.“ – Justin der Märtyrer, Rom, erste Apologie (um 150) Daraus lässt sich schließen, dass der Brauch bereits zur Zeit der ältesten Schriftquellen verbreitet war. Was sich allerdings nicht daraus schließen lässt, ist eine durchgehende „Heilighaltung“ des Sonntags im Sinne eines Tages der Arbeitsruhe. Eher scheint es sich bei den meisten Christen um ein Sammeln der Gaben vor der Geschäftstätigkeit am ersten Tag der Woche (bei Paulus) und um eine geistliche Stärkung vor Beginn der Arbeit (Sonntag als Arbeitstag) gehandelt zu haben. Auch Jesus ruhte nicht am ersten Tag bei seiner Auferstehung (Lk 24 LUT). Für die Nichtbeachtung des Schabbats und die Einführung des sonntäglichen Feier- und Gedenktages bei den Heidenchristen wird folgendes als Grund angeführt: Die frühen Judenchristen, die zum Synagogengottesdienst am Schabbat gingen, lasen die Heilige Schrift und verstanden sie anders als andere antike Strömungen des Judentums. Der Tag des Herrn war Vorgriff auf Gottesgericht und Weltvollendung, den endzeitlichen Tag des Herrn. Beim rabbinischen Judentum stellt er einen Tag des sehnsuchtvollen Erwartens des universellen Weltfriedens der messianischen Zeiten und der kommenden Welt dar. Ein zweiter Grund kam hinzu: für die Heidenchristen war Jesus Christus Herr und Gott (Kyrios) und nicht der römische Kaiser, der den göttlichen Titel „Herr“ (Kyrios) für sich beanspruchte. Mit der Feier des Tags des Herrn distanzierten sich die Christen vom vergöttlichten römischen Kaiser bzw. dem Kaiserkult, und damit wurde ihr Tag des Herrn zum gelebten Glaubensbekenntnis und in einem gewissen Sinn auch zum Politikum. Ab dem 3. Jahrhundert gab es außer den Ebioniten noch mehrmals uns wenig bekannte Gruppen, die parallel zum Tag des Herrn auch den Sabbat feierten, wie z. B. die Albigenser. https://de.wikipedia.org/wiki/Sonntag

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