Ich aber sage euch...
Heute möchte ich mir mit euch einmal folgende wohlbekannte Stelle aus der Bergpredigt ansehen:
„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!«, wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein. […] Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen!« Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. […]
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht falsch schwören; du sollst aber dem Herrn deine Schwüre halten«. Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören, denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen. Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem lass auch den Mantel; und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will! Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Matthäus 5:21-45
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht falsch schwören; du sollst aber dem Herrn deine Schwüre halten«. Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören, denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen. Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem lass auch den Mantel; und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will! Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Matthäus 5:21-45
Des öfteren wird gesagt, dass Jeschua hier öffentlich den Geboten des Mosche widerspricht und sie durch ein höheres Gesetz ersetzt. Dies anzunehmen ist allerdings völlig unlogisch, wenn man sich die vorhergehenden Verse ansieht die unser Messias predigte. In Matthäus 5:17-20 steht nämlich:
„Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!“
Wie kann Jeschua seinen Jüngern auf der einen Seite sagen, dass eher Himmel und Erde vergehen, als dass auch nur ein Strichlein vom Gesetz vergeht und kurz darauf, quasi im gleichen Atemzug, verschiedene Gebote auseinanderpflücken? Die Lösung ist, er spricht hier überhaupt nicht direkt über die Gebote des Mosche, sondern über deren Auslegung. Jeschua widerspricht nicht den Geboten, sondern ihrer damaligen Interpretation. Jeschua tut hier nichts anderes als Fehler auszuräumen, die zu seiner Zeit bestanden. Wie komme ich darauf? Jeschua zitiert doch scheinbar direkt aus der Torah und sagt dann „Ich aber sage euch…“. Und eben das ist der Fehler. Jeschua zitiert nicht die Torah. Wenn Jeschua die Torah zitiert, dann sagt er für gewöhnlich etwas wie „Es steht geschrieben“ aber nicht „Ihr habt gehört, dass (zu den Alten) gesagt ist…“ Hier geht es nicht um das geschrieben Wort sondern um eine mündliche Überlieferung.
Um dieses Konzept zu verstehen muss man wissen, dass es zur Zeit Jeschuas eine mündliche Überlieferung die sogenannte „mündliche Torah“ gab. Von den Pharisäern damaliger Zeit wurde behauptet Mosche hätte von Gott nicht nur das geschrieben Wort erhalten, sondern ebenso eine mündliche Überlieferung, wie man das geschriebene Wort zu verstehen hätte. Die Überlieferung sei dann über Jehoschua und die Propheten an die Pharisäer weitergetragen worden. Somit sicherten sich die Pharisäer die Deutungshoheit über die Torah. Diese Überlieferungen wurden dann nach der Zerstörung Jerusalems in der Mischna aufgeschrieben. Zur Mischna wurden Kommentare verfasst, diese Kommentare wurden dann im Laufe der Jahrhunderte wieder kommentiert und daraus entstand dann das was wir heute als Talmud kennen.
Jeschua spricht hier also eine bestimmte Auslegungstradition an, nicht die Gebote selbst. Beweisen lässt sich dies besonders an der letzten Aussage: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Es stimmt, dass die Torah lehrt, dass man seinen Nächsten lieben soll, doch ein Gebot, dass man seine Feinde hassen soll, sucht man in ihr vergeblich. Das zeigt eindeutig, dass es sich hier nicht um eine Kritik der Torah handelt sondern einer gängigen pharisäischen Auslegung. Jeschua hält die Gebote hoch und zeigt auf, dass es nicht nur um die reine Tat geht, sondern um die Intention. Hass führt zu Mord, Herzenshärte und Lust zum Ehebruch, Falschheit zum Meineid, Rachsucht zur Lynchjustiz, fehlende Liebe zu Hass.
Ein ähnliches Muster finden wir schon in den Zehn Geboten. Die Gebote „Du sollst nicht morden.“, „Du sollst nicht ehebrechen.“, „Du sollst nicht stehlen.“ „Du sollst nicht falsch Zeugnis geben.“ und „Du sollst nicht begehren.“ weisen eine absteigende Qualität auf und weisen somit schlussendlich auf die Wurzel des Übels hin. Begehren (Gefühl) führt zum falsch Zeugnis geben (Wort) führt zu stehlen/ehebrechen (Tat) bis hin zum Mord (zerstören des Bildes Gottes).
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